Rechenzentren bilden das Rückgrat unserer digitalen Welt. Von der Abwicklung globaler Finanztransaktionen über den Betrieb von Kommunikationsnetzwerken bis hin zur Speicherung sensibler Gesundheitsdaten – unzählige Prozesse unseres Alltags hängen von der Verfügbarkeit und Sicherheit dieser Infrastrukturen ab. Ein Brand in einem Rechenzentrum könnte nicht nur den Verlust wertvoller Daten und erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen, sondern auch kritische Dienste lahmlegen, auf die Millionen von Menschen angewiesen sind. Aus diesem Grund ist es von höchster Bedeutung, präventive Maßnahmen zu ergreifen und im Ernstfall effektiv handeln zu können.
Vorbeugung als erste Verteidigungslinie
Vorbeugender Brandschutz ist der Schlüssel, um Brände in Rechenzentren von vornherein zu verhindern. Hierbei gilt es, zwischen baulichem Brandschutz und spezifischem Brandschutz für Rechenzentren zu unterscheiden.
Baulicher Brandschutz: Dieser umfasst die Verwendung feuerresistenter Baumaterialien, die eine Ausbreitung von Flammen unterbinden können. Brandschutztüren und -wände sowie abgetrennte Brandabschnitte spielen eine zentrale Rolle, um Brände einzudämmen. Auch die Installation von Rauchabzugsanlagen zur Ableitung von Rauchgasen ist essenziell.
Die Anforderungen des baulichen Brandschutzes reichen jedoch für die IT-Hardware nicht aus. Der Standard Brandschutz "baulicher Brandschutz nach EN 1363" und der IT-Brandschutz nach EN 1047-2 unterscheiden sich gravierend. Beispielsweise werden bei der EN 1363 lediglich einzelne Bauteile ("Bauteileprüfung") geprüft, das Produkt als Ganzes allerdings nicht. Die Prüfung als Ganzes, "Typprüfung" genannt, ist jedoch im Rahmen eines höchstmöglich sicheren IT-Schutzes zwingend notwendig. Ein nachgewiesener F90-Feuer-Widerstand nach den allgemeinen DIN-Normen für Gebäude erfüllt zwar die baulichen Brandschutzvorgaben, entspricht jedoch nicht den Belastungswerten für IT-Systeme.
Die Berücksichtigung der Grenzwerte nach EN 1047-2 ist daher ein Muss, um einen hohen Verfügbarkeitsanspruch zu gewährleisten.
Technischer und organisatorischer Brandschutz im Rechenzentrum: Hierbei liegt der Fokus darauf, potenzielle Brandursachen zu identifizieren und zu eliminieren. Regelmäßige Wartung und Inspektion von elektrischen Anlagen und Klimasystemen ist unabdingbar, um Defekte und Überhitzungen zu vermeiden. Rauchmelder und Thermosensoren sorgen dafür, dass potenzielle Brandgefahren frühzeitig erkannt werden. Auch die kontinuierliche Überwachung mittels Monitoring-Systemen, die Abweichungen in Temperatur oder Luftfeuchtigkeit sofort melden, ist unverzichtbar.
Normen wie die „Rechenzentrums-Norm“ DIN EN 50600 bieten Leitlinien zur Planung und Umsetzung sicherer IT-Infrastrukturen. Ein nachhaltiges Brandschutzkonzept erfordert zudem klare Dokumentationen und regelmäßige Schulungen des Personals, um vorbeugenden Brandschutz effektiv umzusetzen.
Notfallmanagement und Verhalten im Ernstfall
Jedes Rechenzentrum sollte über ein umfassendes Notfallhandbuch verfügen, das detaillierte Verhaltensweisen im Brandfall vorgibt. Regelmäßige Schulungen und Übungen der Mitarbeiter sind essenziell, um sicherzustellen, dass im Ernstfall jeder weiß, was zu tun ist. Dazu gehören Evakuierungspläne, Notfallkontakte sowie klare Anweisungen zur Alarmierung und Zusammenarbeit mit der Feuerwehr.
Darüber hinaus muss jede Infrastruktur so ausgelegt sein, dass betroffene Bereiche im Brandfall schnell vom Stromnetz getrennt werden können. Ein gut vorbereiteter Notfallplan minimiert die Risiken für Mensch und Maschine im Ernstfall.
Spezielle Löschverfahren für Rechenzentren
Rechenzentren erfordern angepasste Löschtechnologien, da traditionelle Wasserlöschanlagen die empfindliche Hardware oft irreparabel beschädigen könnten. Folgende Systeme kommen häufig zum Einsatz:
Gaslöschsysteme: Diese Systeme sind in Rechenzentren besonders verbreitet. Sie verwenden Inertgase wie Argon oder Stickstoff, die den Sauerstoffgehalt in der Luft reduzieren und so das Feuer ersticken. Eine Alternative sind chemische Löschmittel wie FK-5-1-12, welche die Brandquelle kühlen und chemische Reaktionen unterbrechen.
Allerdings werfen Gaslöschsysteme Fragen zur Nachhaltigkeit auf. Viele der eingesetzten chemischen Löschmittel gehören zu den F-Gasen, die klimaschädlich sind und unter die EU-Verordnung über fluorierte Treibhausgase fallen. Zukünftig könnten umweltfreundlichere Alternativen wie natürliche Inertgase an Bedeutung gewinnen. Betreiber sollten daher bei der Auswahl auf langfristige Umweltverträglichkeit achten.
Wassernebel-Löschsysteme: Diese Systeme sprühen ultrafeinen Wassernebel aus, der effektiv heiße Oberflächen kühlt und die Ausbreitung von Bränden verhindert. Der Vorteil ist die geringe Wassermenge, wodurch die Gefahr von Wasserschäden minimiert wird. Nachteilig ist jedoch, dass sie in Bereichen mit empfindlicher Elektronik nur eingeschränkt einsetzbar sind.
Pulverlöschsysteme: Sie sind weniger verbreitet, da das eingesetzte Löschpulver empfindliche Hardware verschmutzen kann. Diese Systeme eignen sich vor allem für spezielle Anwendungen oder Nebenbereiche wie kleine Technikräume, Peripheriebereiche oder in frühen Phasen des Brandes.
Sauerstoffreduzierungssysteme: Eine weitere Methode zum Brandschutz in Rechenzentren ist die kontinuierliche Sauerstoffreduzierung. Hierbei wird der Sauerstoffgehalt in der Raumluft durch die Zuführung von Stickstoff auf ein Niveau gesenkt, das eine Entzündung von Bränden verhindert, aber für Menschen noch unbedenklich ist. Diese Technologie sorgt für eine dauerhafte Brandvermeidung, anstatt erst im Ernstfall zu reagieren. Sie ist besonders effizient und hinterlässt keine Rückstände oder Schäden an der Hardware. Allerdings sind die hohen Installations- und Betriebskosten sowie die Notwendigkeit von Sicherheitsvorkehrungen für das Personal zu berücksichtigen. Zusätzlich muss die Gebäudehülle bei dieser Methode besonders dicht sein, was besondere Anforderungen an das Gebäude und dessen Architektur und Planung bedeutet.
Verhalten nach dem Brand
Nach einem Brand ist eine schnelle Schadensbewertung essenziell. Die betroffenen Bereiche sollten auf strukturelle und technische Schäden überprüft werden. Datenverluste können durch redundante Systeme wie Georedundanz oder Cloud-Backups minimiert werden. Diese Redundanzen stellen sicher, dass kritische Informationen auch bei Ausfall eines Standorts verfügbar bleiben.
Zudem sollten alle verwendeten Löschmittelrückstände entfernt und defekte Hardware ersetzt werden. Ein anschließender Bericht über die Brandursache und die Reaktion des Notfallmanagements hilft, zukünftige Risiken zu minimieren.
Fazit
Effektiver Brandschutz in Rechenzentren erfordert ein durchdachtes Konzept, das auf mehreren Säulen ruht: nachhaltige und effektive Löschsysteme, ein umfassendes Notfallmanagement, kontinuierliches Monitoring sowie präventive Maßnahmen. Regelmäßige Schulungen und Simulationen stellen sicher, dass im Ernstfall alle Beteiligten wissen, was zu tun ist. Betreiber, die diese Aspekte konsequent umsetzen, minimieren Ausfallzeiten und Schäden und gewährleisten gleichzeitig die Sicherheit ihrer IT-Infrastruktur und der damit verbundenen Dienste.
Titelbild: © Bettina / #374525605 / stock.adobe.com (Standardlizenz)
Unsere Produkte wurden einer strengen Brandschutzprüfung für eine ECB•S-Zertifizierung nach EN 1047-2 gestestet. Überzeugen Sie sich selbst in den Videos: