Eine menschliche Hand und eine Cyborg-Hand berühren sich mit dem Zeigefinger

KI im Fokus: Wie sich IT-Infrastrukturen den neuen Anforderungen stellen

News | 29.10.2024

Immer mehr Unternehmen setzen auf Künstliche Intelligenz (KI), um ihre Geschäfts- und Produktionsprozesse zu optimieren und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. Was viele dabei nicht bedenken, ist, dass der Betrieb von KI-Anwendungen spezielle Anforderungen an die IT-Infrastruktur stellt. Insbesondere die Hardware, die für den Betrieb von KI erforderlich ist, erfordert oft ein grundlegend anderes Setup in den Rechenzentren, als es für herkömmliche Anwendungen der Fall ist.

Höhere Rechenleistung für KI-Anwendungen

KI-Anwendungen benötigen in der Regel leistungsstärkere Server als herkömmliche IT-Anwendungen. Dies liegt daran, dass KI oft umfangreiche Datenanalysen und komplexe Berechnungen erfordert, was zu einem signifikant höheren Stromverbrauch und einer erhöhten Wärmeentwicklung führt. Traditionelle Rechenzentren stoßen hier schnell an ihre Grenzen. High-Performance Computing (HPC) ist auf größere Rechenleistungen ausgelegt. Es nutzt leistungsstarke Rechnercluster, um rechenintensive Aufgaben schnell zu lösen, etwa bei Simulationen für Wissenschaft und Forschung, Datenanalyse und -verarbeitung für Anwendungen im Bereich Machine Learning und künstlicher Intelligenz.  

Spezialisierte Rechenzentren und Kühltechnologien für HPC und KI

Um die hohen Leistungsanforderungen moderner KI- und HPC-Server zu erfüllen, werden spezialisierte Rechenzentren mit robuster Infrastruktur benötigt. Diese Zentren sind oft mit einer leistungsstarken Stromversorgung und Hochleistungs-Racks ausgestattet, die die dichte Hardware effizient unterbringen und kühlen können. Da klassische Kalt- und Warmgang-Einhausungen oft nicht ausreichen, um die erhebliche Abwärme abzuführen, kommen alternative Kühlsysteme zum Einsatz, darunter Direct Liquid Cooling (DLC), Immersionskühlung sowie modulare und dynamisch gesteuerte Luftkühlsysteme. Diese Techniken ermöglichen eine gezielte Wärmeableitung, die für den Betrieb leistungsstarker KI-Server unabdingbar ist.

Die Kühlung bleibt jedoch eine besondere Herausforderung, insbesondere bei HPC-Systemen, deren Wärmeabgabe weit über der konventioneller Systeme liegt. Klassische Methoden stoßen hier oft an ihre Grenzen. Ein innovativer Lösungsansatz sind "Closed Loop" Kühlsysteme, die eine interne Wasserkühlung zur effektiven Wärmeabfuhr nutzen. Hierbei transportiert ein Wärmetauscher die Abwärme, unterstützt durch leistungsstarke Lüfter, nach außen. Solche kompakten Systeme sind besonders für Rechenzentren geeignet, die keine direkte Wasserversorgung haben, und bieten eine flexible, aber leistungsstarke Kühlung für HPC- und KI-Anwendungen.

Training vs. Inferencing: Maßgeschneiderte Hardware für KI-Leistung und Effizienz

Nicht alle KI-Anwendungen sind gleich – der tatsächliche Hardwarebedarf hängt stark von der spezifischen Anwendung ab. Ein wesentlicher Unterschied besteht zwischen dem Training von KI-Modellen und dem Inferencing, also dem Einsatz der trainierten Modelle im Alltagsbetrieb. Das Training erfordert in der Regel erheblich mehr Rechenleistung, weshalb hierfür oft spezielle Server mit leistungsstarken GPUs notwendig sind. GPUs sind auf parallele Verarbeitung mit vielen kleinen Kernen optimiert und eignen sich besonders gut für rechenintensive Aufgaben wie KI-Training und wissenschaftliche Berechnungen. Diese Grafikkarten haben jedoch eine hohe Leistungsaufnahme und erzeugen viel Wärme, sodass für das Training größerer Modelle häufig Hochleistungs-Racks benötigt werden, die eine Leistung von 45 kW oder mehr unterstützen können.
Im Gegensatz dazu kann das Inferencing oft effizient mit modernen CPUs durchgeführt werden. Diese verfügen über wenige, aber leistungsstarke Kerne und können eine Vielzahl von Inferencing-Prozessen übernehmen, ohne dass immer teure Grafikkarten erforderlich sind. Gerade für industrielle Anwendungen, bei denen Server vor Ort mit herkömmlicher Stromversorgung und Kühlung betrieben werden, sind CPUs häufig die wirtschaftlichere Wahl. So können Unternehmen je nach Anforderung gezielt auf die passende Hardware setzen, um ihre KI-Anwendungen optimal zu unterstützen.

Cloud-Lösungen als Alternative?

Für Unternehmen, die die Implementierung von KI-Anwendungen in eigenen Rechenzentren erwägen, ist es entscheidend, eng mit Hard- und Softwareanbietern sowie IT-Infrastruktur-Spezialisten zusammenzuarbeiten, um die spezifischen Anforderungen zu ermitteln. Hierbei stellt sich oft die Frage, ob die Cloud eine sinnvolle Alternative sein kann, um die hohen Investitionen in die eigene Infrastruktur zu umgehen.
Cloud-Anbieter benötigen ebenfalls eine ähnliche Infrastruktur und haben erhebliche Investitionen in ihre KI-Systeme getätigt. Dies bedeutet, dass Cloud-Lösungen trotz möglicher Skaleneffekte nicht unbedingt kostengünstiger sind. Für Unternehmen, die Cloud-Dienste nur sporadisch nutzen, kann dies die bessere Lösung sein. Bei kontinuierlichem Betrieb sind jedoch oft On-Premises-Lösungen effizienter, kostengünstiger und auch sicherer, da sie vollkommene Datenhoheit bedeuten.

Energieverbrauch und Nachhaltigkeit bei Künstlicher Intelligenz

Die Anwendungen in modernen Rechenzentren verbrauchen bereits etwa 40 % des gesamten Energiebedarfs von Rechenzentren, während weitere 40 % für die Kühlung der Server aufgebracht werden müssen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass der Betrieb von KI-Anwendungen nicht nur eine technische Herausforderung darstellt, sondern auch einen bedeutenden Einfluss auf den Energieverbrauch und die Umwelt hat. Zu einer nachhaltigen Nutzung KI-basierter Anwendungen gehört auch einen verantwortungsvollen Umgang mit Energie und Ressourcen, um die ökologischen Auswirkungen zu minimieren. 

Deutschland ist attraktiver Rechenzentrums-Standort

Deutschland ist ein begehrter Standort für Rechenzentren. Deutschland liegt im Zentrum Europas und bietet deshalb eine hervorragende Anbindung an andere europäische Länder. Eine stabile Energieversorgung und gut ausgebaute Infrastruktur sowie hohe Anforderungen an Sicherheitsstandards und Datensicherheit bieten eine stabile Grundlage für mögliche Investitionen in Rechenzentren. Mit der zunehmenden Digitalisierung und der steigenden Nachfrage nach Cloud-Computing-Diensten wächst der Bedarf an zuverlässigen Rechenzentren in Deutschland, die vor allem energieeffizient und nachhaltig gestaltet werden sollten. Viele Rechenzentren betreiben „grüne IT“ und nutzen erneuerbare Energien, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern.   

Weitere Effizienzsteigerungen erforderlich

Mit Blick auf die Zukunft müssen Rechenzentren effizienter werden. Vorschriften zielen darauf ab, den Energiebedarf für Anwendungen und Kühlung zu reduzieren. Unternehmen stehen unter Druck, innovative Lösungen zur Verbesserung der Energieeffizienz zu finden, sei es durch optimierte Kühlmethoden oder den Einsatz effizienterer Hardware.

Zukunftsaussichten & Fazit

Die Nachfrage nach KI wird weiter steigen, angetrieben durch die Fortschritte in der Technologie und den Anstieg an Anwendungen, die auf KI basieren. Diese Entwicklung erfordert nicht nur einen Wandel in der Hardware und Infrastruktur der Rechenzentren, sondern auch eine bewusste Planung hinsichtlich Energieverbrauch und Nachhaltigkeit.

Der Betrieb von KI-Anwendungen stellt Unternehmen vor vielfältige Herausforderungen, die sich auf die IT-Infrastruktur, den Energieverbrauch und die Kühlung auswirken. Ein tiefes Verständnis der spezifischen Anforderungen ist entscheidend für den erfolgreichen Einsatz von KI in Unternehmen. Gleichzeitig ist es unerlässlich, den Fokus auf Energieeffizienz und nachhaltige Praktiken zu legen, um die ökologische Verantwortung wahrzunehmen und die steigende Nachfrage nach KI-Technologien zu bewältigen.

 

Titelbild: © Have a nice day / #485241075 / stock.adobe.com (Standardlizenz)

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