Blaue und Türkise Federn

Neue Vergabekriterien nach Zusammenlegung des Blauen Engels für den Rechenzentrumsbetrieb

"Die neuen Kriterien sind Herausforderung, aber auch Chance"
News | 16.02.2023

Der Blaue Engel für Rechenzentren beschreibt die Anforderungen und Vergabekriterien, wie ein Rechenzentrum beschaffen sein muss, sodass es als energieeffizient, ressourcenschonend und somit umweltverträglich gilt.  Den Blauen Engel für den Energieeffizienten Rechenzentrumsbetrieb (DE-UZ 161) gibt es bereits seit 2011. Den Blauen Engel für Co-Location-Rechenzentren (DE UZ 214), hingegen erst seit 2020. Diese Varianten wurden nun zusammengelegt, sodass es zu neuen Zertifizierungsregeln kommt, die nun unter DE ZU 228 beschrieben sind.

Und hier zusammengefasst die wichtigsten Neuerungen:

In Bezug auf Energiemanagementsysteme soll ein solches in Anlehnung an DIN EN 50600- 3-1, DIN EN ISO 50001 oder an EMAS III erfolgen. Dabei sollen monatlich verschiedene Werte ermittelt werden. Relevante Werte für dieses Monitoring sind u.a. Strombedarf, Wärmeabfuhr und genutzte Wärme.

Es gelten außerdem neue PUE-Grenzwerte (Power Usage Effectiveness) für Rechenzentren, abhängig vom Bau desselben:

Inbetriebnahme des Rechenzentrums Erlaubter PUE
01.01.2024 oder später ≤ 1,25
Zwischen 01.01.2019 und 31.12.2023 ≤ 1,30
Zwischen 01.01.2015 und 31.12.2018 ≤ 1,50
31.12.2014 oder früher ≤ 1,60

Auch eine Mindestanforderung für die Energieeffizienz des Kühlsystems (Cooling Efficiency Ratio, CER) wird neu gefordert. So müssen Rechenzentren, die am 01.01.2024 oder später an den Start gehe, einen CER >9 erreichen.

Das Thema Abwärmenutzung bei Rechenzentren spielt ebenfalls eine Rolle in den neuen Vergabekriterien des Umweltzeichens für Betreiber von Rechenzentren.

Rechenzentren, die ab dem 1.1.2023 betrieben werden, müssen einen ERF (Energy Reuse Factor) > 0 aufweisen. Das wird erreicht, wenn ein Teil der entstehenden Abwärme in eigenen Gebäuden oder durch externe Abnehmer genutzt wird. Damit unterstreicht der Blaue Engel die Forderung des Energieeffizienzgesetzes zur Abwärmenutzung, was über die Nutzung im eigenen Gebäude hinausgeht. Data Center mit einer Leistung über 100 kW müssen zudem über Anschlüsse zur externen Abwärmenutzung verfügen sowie potenziellen Wärmeabnehmern auf Nachfrage anbieten, eine entsprechende Liefervereinbarung abzuschließen und das Temperaturniveau und die Menge der durch sie lieferbaren Wärme veröffentlichen. Der ERF muss mindestens jährlich veröffentlicht werden.

Weiterhin müssen die im Rechenzentrum eingesetzten Server im Durchschnitt über einen Zeitraum von 12 Monaten eine mittlere CPU-Auslastung von mindestens 20% erreichen (ITEUSV ≥ 20%).

„Die Zusammenlegung der beiden Zertifizierungsvarianten des Blauen Engels für Rechenzentren und die gleichzeitige Neuansetzung der Zertifizierungskriterien stellt eine neue Herausforderung, aber auch Chance dar. So erfährt der Blaue Engel eine neue Wertigkeit und passt sich an die neuesten Entwicklungen an, um der Prämisse `energieeffizientes Rechenzentrum´ gerecht zu werden“,

beschreibt Dr. Dieter Thiel, Senior Consultant der Data Center Group und Blauer Engel Auditor die Entwicklungen beim Blauen Engel für Rechenzentren.

Die Investition in den Blauen Engel und damit in die Nachhaltigkeit des Rechenzentrums zahlt sich für Betreiber aus! Jede Zertifizierung startet mit einer Beratung nach dem Kriterienkatalog und kann Potenziale zur Energieeinsparung aufdecken. Die Kosten können sich dadurch amortisieren und die Investition zahlt sich auf lange Sicht aus. Hinzu kommt, dass mit dem neuen Energieeffizienzgesetz (EnEfG) die Einhaltung bestimmter PUE- und ERF-Werte Pflicht werden. Diese Anforderungen werden mit der Zertifizierung nach dem Blauen Engel automatisch erfüllt.

Rechenzentrums-Betreiber haben außerdem die Möglichkeit, eine Förderung für die Beratung durch einen zertifizierten Auditor zur energetischen Optimierung und Zertifizierung mit dem Umweltzeichen Blauer Engel zu beantragen. Sprechen sie uns gerne an!

Weitere Informationen zum Blauen Engel finden Sie in unserem Interview mit Marina Köhn, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Umweltbundesamt (UBA): datacenter-group.com/de/expertise/artikel/wir-brauchen-mehr-transparenz-fuer-einen-fairen-wettbewerb/

 

Begriffserklärungen:

CER: Cooling Efficiency Ratio ist das Verhältnis der vom System innerhalb eines Jahres abgeführten Wärmemenge zu der dazu insgesamt für das Kühlsystem eingesetzten elektrischen Energie

ERF: Energy Reuse Factor gibt das Verhältnis zwischen der Energie, die außerhalb des Rechenzentrums wiederverwendet wird und der für das Rechenzentrum insgesamt eingesetzten Energie an. Der Faktor kann zwischen Null (keine Energie wird wiederverwendet) und 1 (die komplette Energie wird wiederverwendet) liegen. Als Energie gehen in die Berechnung alle Energieformen gleichermaßen ein (elektrische, thermische, chemische, mechanische Energie). Die zusätzliche Energie, die dazu aufgewendet wird, die abgeführte Energie für die externe Nutzung aufzuwerten (z.B. die Temperatur der Abwärme anzuheben) oder zu verteilen (z.B. Pumpenstrom eines Nahwärmesystems) geht nicht in die Berechnung des ERF ein.

PUE: ist ein Maß für die Energieeffizienz der Rechenzentrums-Infrastruktur und beschreibt das Verhältnis des jährlichen Energiebedarfs des gesamten Rechenzentrums zum jährlichen Energiebedarf der IT-Technik.

 

Bild: © nadytok28 / #129686077 / stock.adobe.com (Standardlizenz) 

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